Über das Album

20 Jahre lang habe ich behauptet, ein Punk-Album könne man innerhalb von zwei Wochen schreiben.

Fast hätte ich es auch geschafft, es wurden zweieinhalb.

Gut, OK, ein paar Riffs und Texte hatte ich schon vorher, der Text von „Die Couch“ z.B. ist gute 20 Jahre alt, das Grundgerüst von „Wie tröstlich“ spukte bestimmt schon 2 Jahre in meinem Kopf herum. Die Gitarrenparts von „Dein Leben“ hab ich vor 15 Jahren für eine Metal-Band geschrieben… Aber hey, Vergangenes wird man ja nie ganz los, oder? Und am ersten Tag des Shutdowns im März bin ich das letzte Mal für Gesangsaufnahmen in den Proberaum gefahren. Womit hoffentlich auch gleich die Frage geklärt ist, ob Texte auf dieser Platte irgendwas mit C. zu tun haben: NEIN!

Wenn ihr da irgendetwas derartiges heraushören wollt/könnt, liegt das an eurem Gehirn, nicht an meinen Texten.

Es hat auf jeden Fall sehr viel Spaß gemacht, auch wenn ich sehr antihochprofessionell gearbeitet habe. Was meinen Mischer fast in den Wahnsinn getrieben hat, aber dazu später mehr. Erstmal noch ein paar Worte über die Lieder:

  • Introvertiert: Nunja, eine gute Platte braucht ein gutes Intro.
  • Anglizismen sind Bullshit: Isso.
  • Braunverbrannt: Eine schöne Wortkreation für rechte Idioten.
  • Ich kann Fliegen: Über die Suche nach dem Ausweg.
  • Wohlfühlfilm: Über Scheuklappenmenschen, die sich in ihrer Wohlfühlblase einigeln.
  • Das kitschige Lied: Der Titel sagt eigentlich alles. Der Text floss nur so aus mir raus. Nur fröhlicher Punk drumherum konnte das noch retten.
  • Die Couch: Fröhliches Assoziationskettenbullshitbingo.
  • Der dunkle Wald: Über das Verzweifeln an der Menschheit.
  • Weckdienst: Gegen Nazis kann man nicht genug Lieder schreiben.
  • Solange es Vodka gibt: Was wäre ein Punk-Album ohne ein Lied über Alkohol?
  • Wie tröstlich: Ist im Kern schon irgendwie tröstlich.
  • Nabelschau: Könnte auch „Das sinnlose Lied“ heißen.
  • Der Herbst kam: Über die zunehmende Kälte in der Gesellschaft.
  • Dein Leben: Über Menschen, die ihr Leben verschwenden, indem sie ihr Glück im Materiellen suchen.
  • Schmerzmagnet: Seid ihr auch so Menschen, denen alle immer ihr Leid klagen? Dann ist dieses Lied für euch.
  • Man sagt: Über Depressionen. Bleibt stark!
  • Abgesang: Lamento darüber, dass die Revolution von links quasi vorbei ist.
  • Extrovertiert: Nunja, eine gute Platte braucht ein gutes Extro..äh, Outro.

Aber warum hat das bis Oktober gedauert, wenn die Aufnahmen schon im März waren und alles selbstgemacht ist??

Ganz einfach: Ich kann die Lieder zwar schreiben und aufnehmen, und im Zweifel könnte ich sie auch so abmischen, dass sie zumindest auf meiner und eventuell noch ein paar anderen Anlagen gut klingen, auf den Meisten allerdings nicht. Und da kommt der gute Martin Huckert ins Spiel. Im Gegensatz zu mir weiß er nämlich, wie man verhindert, dass sich Frequenzen gegenseitig stören oder verschiedene Spuren sich gegenseitig unhörbar machen und so ein Gedöns. Der Vorteil: Ich bekomme eine halbwegs anhörbare Produktion. Der Nachteil: Der gute Mann hat einen Vollzeitjob, eine Freundin und nebenbei auch noch andere Hobbys als irgendwelche Punk-Alben abmischen. Was bedeutet, er hat immer mal „nebenbei“ daran gearbeitet (was trotzdem viele Stunden waren, aber eben über einen längeren Zeitraum), und hin und wieder haben wir uns ein paar Stunden zusammengesetzt, alles durchgehört, an ein paar Reglern gedreht und ich hab versucht verständlich zu machen, was mir wo und wie so noch nicht gefällt. Dadurch hat sich das Ganze halt ein paar Monate hingeschoben, in denen wir uns ein paar Mal auch fast in die Wolle bekommen hätten. Durch die lange „Produktionszeit“ kann ich aber auch mit etwas Stolz sagen: Ich hab die Lieder jetzt ein paar Monate lang quasi am laufenden Band gehört, und mir geht noch keins davon auf den Sack. Das ist, glaube ich, ein gutes Zeichen. Und jetzt wird diese Platte auf euch losgelassen und ich bin gespannt wie sie euch gefällt.

Hören kann man sie übrigens unter anderem hier: FV bei Bandcamp